An der Südküste Kubas entlang nach Santiago de Cuba

 

Wir hatten Cienfuegos verlassen, hatten eine Nacht am Anker verbracht und nun stand eine etwas größere Etappe an zum nächsten Ankerplatz, etwa 50 Seemeilen. Der Wind kam kräftig von vorne, wir mussten also kreuzen (zig-zag hoch am Wind), hatten eine kurze Welle, also eine erste Bewährungsprobe für unsere neue Crew, die das sehr gut meisterte. Lohn der Anstrengung war ein ruhiger Ankerplatz im Nirgendwo und ein Sprung ins nicht so kühle Nass.

 

Der nächste Segeltag verlief ruhiger, wir waren inzwischen im Schutz des Riffgürtels angekommen, hatten also kaum noch Welle, wenig Wind von vorn und motorten durch enge Durchfahrten zwischen Inseln und manövrierten um Flachstellen herum. Außer ein paar Fischerbooten und ein paar Pelikanen war hier niemand unterwegs. Wir fanden wieder einen ruhigen Ankerplatz im Schutz von Mangroven und genossen den Sonnenuntergang.

 

 

 

Der Wetterbericht, den wir dank Starlink auch in den entlegensten Gebieten empfangen können, sagte für die nächsten Tage starken Wind an, wir würden uns also irgendwo verkriechen müssen. Der Plan war, 3 Nächte in einem kleinen Atoll (Cayo Cuervo) zu verbringen, das nahezu rundum von Riffen umschlossen war, um den Wind abzuwettern. Zwei andere Boote hatten, auch ein deutsches, das wir schon aus Cienfuegos kannten, hatten die gleiche Idee, was uns darin bestärkte, dass die Idee vielleicht nicht so schlecht war. Da wir ja etwas länger bleiben würden, machten wir das Dinghi klar und machten einen kleinen Ausflug durch das Atoll, vorbei an einem Wrack, von dem nur noch der Motorblock aus dem Wasser ragte, vorbei an Mangroven und im schönen Abendlicht wieder zurück zum Boot … wunderschön hier, hier konnten wir es ein paar Tage aushalten.

 

 

 

Am nächsten Tag unternahmen Thomas, Alfred und Jutta eine Schnorchel Tour mit dem Dinghi zum Außenriff des Atolls. Der Schweizer Nachbar in Cienfuegos hatte uns erklärt, wie man mit einem Stab und einer einfachen Drahtschlinge Lobster fangen kann, von denen es hier viele geben sollte. Alfred hatte das Jagdfieber gepackt und er war wild entschlossen, uns mindestens einen Lobster zum Abendessen zu fangen. Jutta fand auch ein Lobsterchen unter einem Stein, mit dem wir üben konnten. Wie so oft war die Praxis nicht ganz so easy, wie die Theorie und es gab Pasta zum Abendessen (Klicke hier für ein Video).

 

Am dritten Tag in Cayo Cuervo machten wir uns zu viert mit dem Dinghi auf zu einem kleinen Strand zum Schnorcheln … auch hier war es mit der Lobsterjagd nix. In der Nähe lag ein größeres Fischerboot, dessen Besatzung freundlich winkte und wir fragten, ob sie Langusten für uns hätten. Claro, wir bekamen 5 Langusten (küchenfertig ohne Kopf und Beine) und 2 große Snapper im Tausch gegen einen Verbandskasten, alte Leinen, 1 Kilo Reis und ein paar Stück Seife. Thomas kochte die Langusten (wir hatten ja schon Übung aus Panama, aber da waren die Tiere viel kleiner und noch lebendig) und Alfred filetierte die Snapper, die erstmal in den Kühlschrank wanderten. Es gab also Langusten mit Kokosmilch und Reis…sehr lecker!

 

 

 

Am nächsten Tag konnten wir das Atoll verlassen, denn der Wind hatte nachgelassen und wir mussten ja rechtzeitig in Santiago sein, wo Ingrid und Alfred abgeholt werden würden. Wir motorten also bei wenig Wind weiter in Richtung Osten durch die Inselwelt und erreichten einen neuen geschützten Ankerplatz. Hier bekamen wir sehr bald Besuch von Fischern, die uns wieder Langusten schenkten, die wir eigentlich nicht wollten, aber aus Höflichkeit und gegen ein paar Bier, Seile und Reis dann doch annahmen. Jetzt wussten wir so langsam nicht mehr wohin mit den ganzen Langusten … ein Luxusproblem! Es gab also Langusten satt mit Ajoli, auch lecker!

 

In der nächsten Ankerbucht, Cayo Luna, gab es paniertes Snapperfilet mit Kartoffeln und Gurkensalat, super lecker und wir waren froh, nicht ein weiteres Mal mit Langusten beschenkt zu werden.

 

 

 

Am nächsten Tag erreichten wir mit der längsten Etappe Cabo Cruz, die südliche Landnase, ab der es noch ca. 200 Seemeilen Richtung Osten nach Santiago de Cuba sind. Hier gab es eine Lagune, in der es, wenn man die schmale Durchfahrt passiert hatte, sehr ruhig und von Riffen und türkisem Wasser umgeben, ziemlich traumhaft war. Wir gingen Schnorcheln am nahegelegenen Riff und sahen viele verschiedenen, bunte Fische und Korallen. Die „Offiziellen“ kamen mit einem Boot vorbei, füllten irgendwelche Formulare aus, bekamen ein Bier von uns und waren sehr freundlich, bevor sie wieder verschwanden.

 

Jetzt galt es im Zusammenhang mit der Wetterprognose einen Plan zu entwickeln, wie und wann wir in Santiago sein wollten, bzw. mussten. Ingrid und Alfred würden am Samstag, den 5. April in Santiago de Cuba abgeholt werden, um ihre 10-tägige, organisierte Rückreise nach Havanna anzutreten. Ab Donnertag, 3. April nachmittags war starker Ostwind angesagt, gegen den wir würden an motoren müssen, d.h. viel Wind und hohe Wellen … sehr ungemütlich und man kommt nur langsam voran … keine guten Aussichten! Wir sollten also Donnerstag morgens in Santiago sein und planten eine Nachtfahrt ein von Mittwoch auf Donnerstag.

 

 

 

Wir verließen morgens Cabo Cruz und waren nachmittags in Marea del Portillo, einem kleinen Fischerdorf, wo wir in Sichtweite des Dorfes ankerten. Wir hatten ein paar Dinge von der DILLY DALLY dabei. Sie hatten Josefina, einer Institution im Dorf, ein paar Sachen versprochen, z.B. Lesebrillen, die wir nun ausliefern sollten. Wir ruderten rüber ins Dorf, eine Tasche mit Wäsche im Gepäck, die Josefina für uns waschen würde, eine Dienstleistung, mit der sie einen Teil ihres Lebensunterhaltes verdiente. Thomas musste nochmal zurück zum Boot, um Waschpulver zu holen, das Josefina natürlich nicht hatte. Im Dorf gab es ein paar Pferde, die unfassbar dünn und klapprig waren und wir wünschten uns, ein paar Karotten für sie in der Tasche zu haben.

 

 

 

Wir wurden sehr freundlich empfangen und in Josefinas Haus gebeten. Wir sollten uns bei der Grenzpolizei anmelden, aber der Beamte war irgendwie nicht greifbar. Wir plauderten ein bisschen mit unseren begrenzten Spanischkenntnissen und bekamen Bananen, Tomaten und Zwiebeln geschenkt. Josefina erzählte uns von dem letzten Hurricane, der ihr Haus ziemlich mitgenommen hatte und von Covid, das für ihren kleinen Laden, den sie vorher hatte, das endgültige Aus war. Seit Covid war die Zahl der Touristen in Kuba dramatisch zurückgegangen, Hotels standen leer und die Situation der Bevölkerung verschlechterte sich dramatisch. Am Tag unseres Besuches gab es wieder mal keinen Strom, was normal ist in Kuba, aber d.h. kein Kühlschrank läuft (Josefinas war eh kaputt), kein Ventilator und Beleuchtung gab es auch nicht. Am nächsten Tag erzählte uns Josefina, dass der Strom um 23.00 Uhr wieder da war und sie dann noch unsere Wäsche gewaschen hatte.

 

Am nächsten Morgen ruderte Josefina den Grenzbeamten in Uniform zu uns herüber, bei dem wir uns noch offiziell anmelden sollten. Er füllte ein paar Papiere aus, stellte ein paar Fragen und die Sache war erledigt. Josefina bewunderte in der Zwischenzeit unsere Schnorchelmasken, die zum Trocknen an Deck lagen. Sie erzählte uns, sie hätte eine Maske, die nur aus einem Glas bestand und damit ging sie immer Tintenfische jagen, was ihr sehr viel Spaß machte.

 

 

 

Bevor wir Marea de Portillo verließen, mussten wir unsere Wäsche noch abholen. Wir packten einen großen Rucksack mit allen möglichen Dingen: eine Angel, die wir bei unserer Abreise geschenkt bekommen hatten mit Haken, Ködern und Angelschnur, Kleidung und Schuhe, Seife, Zahnpasta, 2 Schnorchelmasken (Josefina war überglücklich und zeigte uns ihr Modell … ein völlig verkratztes Glas mit einem abgeschnittenen Stiefelschaft, den sie mit Bienenwachs angeklebt hatte … unfassbar!), eine Solarleuchte für die Stromausfälle und einige Blister Paracetamol. Der Offizielle mit der Uniform durfte nicht mitbekommen, dass wir Geschenke im Gepäck hatten, denn die Bürger des großartigen, sozialistischen Vorzeigestaates dürfen keine Geschenke annehmen und sie dürfen uns auch nicht auf unserem Boot besuchen. Trotzdem war es ein bisschen wie Weihnachten für Josefina und wir bekamen noch weiteres Gemüse und eine Melone geschenkt. Wir wurden sehr freundlich aufgenommen in diesem kleinen Dorf und nahmen Eindrücke mit von einem Leben auf einem völlig anderen Level, als wir es gewohnt sind und uns auch nur ansatzweise vorstellen können.

 

 

Wir starteten am 2. April um 16.00 Uhr nachmittags und hofften, am nächsten Morgen beim ersten Tageslicht in Santiago der Kuba zu sein. Das Wetter war uns wohlgesonnen und ruhiger als angesagt. Wir teilten uns die Nachtwachen, wie gewohnt und Ingrid und Alfred gingen irgendwann spätabends in die Koje. Unser Plan ging auf und gegen 7.00 Uhr morgens kam Santiago in Sicht, man erkennt es schon von Weitem an seinen rauchenden Schornsteinen. Diese Schornsteine sind berüchtigt unter Seglern, denn sie verursachen nicht nur, je nach Windrichtung, einen widerlichen Gestank, sondern hinterlassen, über das gesamte Boot verteilt, braune Flecken auf Kunststoff, die sich nicht entfernen lassen. An diesen Flecken erkennt man jedes Boot, das in Santiago war und wir hatten schon einige gesehen. Einige Betroffene sagten uns, die Flecken würden nach 1-2 Monaten verblassen … na, hoffentlich.

 

Wir waren etwas müde von der Nachtfahrt, meldeten uns erstmal in der Marina an und gingen einen Kaffee trinken. Der Hafen war noch etwas maroder als in Cienfuegos, nicht vorhandene oder halb weggegammelte Klampen, ein Anstrich auf dem Betonsteg, der abfärbt auf Schuhe und Leinen, Sanitäranlagen ohne Armaturen, aber immerhin Wasser am Steg. Es gab noch eine Handvoll andere Schiffe am Steg und vor Anker, aber insgesamt war sehr wenig los. Wir machten eine kleine Siesta, denn abends wollten wir in der Nähe Essen gehen.

 

 

 

 

Um den Hafen rum paddelten ein paar Fischer, die auf aufgeblasenen und zusammengezurrten LKW-Reifen saßen und eine Angelschnur hinter sich herzogen. Sie hatten einen Sack dabei, Gummistiefel an und verbrachten den gesamten Tag auf dem Wasser mit mehr oder weniger Erfolg. Wir winkten sie zu uns, sie erzählten uns, sie hätten an dem Tag nichts gefangen und wir warfen Bierdosen, zwei Rollen Angelschnur und ein paar Beutel Reis rüber. Wenig später kam der Starkwind auf und wir waren froh, sicher in der Marina zu sein.

 

Abends gingen wir in ein kleines Restaurant in der Nähe, das zunächst irgendwie geschlossen aussah, zum Essen. Wir waren die einzigen Gäste, aber man versicherte uns, man würde den Koch anrufen und brachte uns schonmal ein Bier auf die Terrasse. Es gab leckeres, lokales Essen mit Kochbananen, Fisch und Hühnchen.

 

 

 

Am nächsten Vormittag brachte uns ein Taxi in die Stadt, denn die Marina lag etwas außerhalb. Wir hatten einen Deal mit Pochito gemacht, der vor der Marina herumlungerte, etwas Englisch sprach und auf Touristen wartete. Das Taxi, ein Kumpel von Pochito mit einem sehr alten, amerikanischen Schlitten, sollte uns nach Santiago bringen und abends wieder abholen. Pochito hatte in den Seglerforen einen etwas zweifelhaften Ruf, denn er versprach, fast alles organisieren zu können, was nicht immer klappte. Er hatte schon einige Gasflaschen beim Befüllen geschrottet und den einen oder anderen „über den Tisch gezogen“, aber mit unserem Deal ging alles gut.

 

 

Wir landeten mit dem Taxi an einem zentralen Patz, dem Céspedes Park, wo wir gleich mit Angeboten von Rum und Zigarren traktiert wurden. Eine Frau nahm Jutta bei der Hand und begann direkt, ihr ein paar Salsa-Schritte beizubringen. Das war uns ein bisschen zu viel, wir befreiten uns und suchten uns eine Parkbank, wo uns ein Kubaner auf Deutsch ansprach, der ein paar Jahre in Deutschland gelebt hatte (das passierte uns öfter und meistens waren die Leute in der ehemaligen DDR gewesen) und mit uns eine Sightseeingtour machen wollte. Hier kamen wir nicht ins Geschäft, denn Ingrid und Alfred hatten für den nächsten Tag eine Tour gebucht und wir würden uns anschließen, aber er bot an, uns ein paar Flaschen kubanischen Rum zu einem guten Preis zu besorgen … wir würden uns später wieder treffen. Also streiften wir ein bisschen durch die Stadt, denn die klassischen Sehenswürdigkeiten standen am nächsten Tag auf dem Programm.

 

 

Wir beobachteten einen Bus, der vor einem Supermarkt hielt und für geraume Zeit die Straße blockierte … der gesamte Bus war vollgepackt mit großen Kanistern, die Spülmittel enthielten. In dem Supermarkt gab es Rum, ein paar wenige Grundnahrungsmittel und jetzt, ohne Ende Spülmittel … die Auswüchse einer Planwirtschaft. Wir besuchten das Museum EMILIO BACARDI, der einmal Bürgermeister von Santiago de Cuba war, und dessen Namen man wohl eher vom Bacardi-Rum kennt. Die Destillerie wurde in Santiago gegründet und ist heute noch in Familienbesitz, aber sie befindet sich in Puerto Rico.

 

 

 

Später landeten wir, mehr oder weniger zufällig, in der CASA DE LA TROVA, einer sehr traditionsreichen Bar auf einen Mojito. Auf einem Podest saß Alejandro Enis Almenares, 88, der bekannteste Gitarrist und Komponist Kubas, wie uns ein Rastaman erklärte. Nach und nach gesellten sich ein weiterer Gitarrist, ein Percussionist und ein Bassist dazu und wir saßen völlig begeistert „in der ersten Reihe“ und erlebten authentische, kubanische Musik, ein tolles Erlebnis (Klicke hier für ein Video).

 

Später trafen wir unseren „Rumdealer“ wieder, der uns in ein Lokal schleppte und uns ein Angebot machte, das wir dankend ablehnten, denn sein Preis für den Rum war höher als im Supermarkt, in dem wir kurz vorher waren. Thomas zeigte ihm ein Foto mit dem Supermarktpreis und damit war der Deal geplatzt … wir hatten in Havanna ein bisschen was gelernt.

 

 

 

Nach einem späten Mittagessen (viele Lokale waren geschlossen) und einem Bummel durch DIE Einkaufsstraße machten wir uns auf den Weg zur CASA DE LAS TRADICIONES, einer kleinen Bar mit Livemusik. Auf dem Weg lag eine Kirche, in der gerade ein Gottesdienst stattfand, was nicht zu überhören war. Wir näherten uns vorsichtig und nachdem uns bedeutet wurde, wir dürften eintreten, mischten wir uns unter die Besucher … was für eine andere Atmosphäre als in Deutschland! Auf der Bühne stand ein Prediger mit Mikrofon, der mit den Gläubigen, die in mehreren Reihen ganz vorne vorm Altar standen kommunizierte (wieder einmal wünschte sich Jutta, besser Spanisch zu verstehen), im Wesentlichen ging es wohl darum, dass Gott die Menschen liebt und niemanden zurücklässt, dass man die Hoffnung nicht aufgeben solle. Es wurde sehr viel gesungen, mit einer Inbrunst und einer Gemeinschaft, die fast mit Händen zu greifen war … Gänsehaut!

 

 

 

An einigen Straßenzügen vorbei und einem Platz, wo Kinder Baseball spielten, gelangten wir zur etwas versteckt gelegenen CASA DE LAS TRADICIONES und trafen auf die uns schon bekannten Musiker. Wir wurden auch wiedererkannt und herzlich begrüßt „AHHH, los Alemanes … bienvenidos!“ In der Bar gab es an dem Abend keinen Strom und so behalf man sich mit ein paar Akkuleuchten … eine etwas schummerige, aber sehr stimmungsvolle Atmosphäre. Alfred kam gleich mit der Frau von Don Almenares ins Plaudern (wie immer er das machte ohne Spanisch), gab ein Bier aus und tanzte mit der alten Dame. Ingrid war später auch noch an der Reihe und Jutta war froh, dass der Kelch an ihr vorüber ging. Er war ein ständiges Kommen und Gehen in der Bar, ein Hola und Adios, Musiker kamen und gingen, Tänzer kamen und gingen und wir waren mittendrin und gehörten irgendwie dazu. Um 22.00 Uhr kam unser Taxi und wir mussten versprechen, wiederzukommen … manana! (Klicke hier für ein Video).

 

 

 

Der nächste Tag war schon der Abreisetag von Ingrid und Alfred. Sie sollten gegen Mittag in der Marina abgeholt werden und hatten eine Citytour über einen Reiseanbieter, KUBA BUDDYS gebucht, der sie auch die nächsten 10 Tage über mehrere Stationen zurück nach Havanna begleiten sollte. Thomas und Jutta schlossen sich der Tour an und so konnten wir noch einen letzten Tag zusammen in Santiago de Cuba verbringen.

 

Wir wurden in einem totschicken, roten Chevrolet von Annalis, unserer Reisebegleiterin für diesen Tag, abgeholt und als ersten Programmpunkt zum CASTILLO DE SAN PEDRO gefahren, besichtigten die Kathedrale von Santiago (leider nur von außen), den Céspedes Park, erfuhren vieles über die Geschichte der Stadt und machten einen Abstecher in die CASA DE LA TROVA. Unsere Reisebegleiterin staunte nicht schlecht, als wir mit „Hola, los Alemanes!“ und Umarmungen begrüßt wurden. Nächster Programmpunkt war der Friedhof mit den Berühmtheiten der Geschichte und den Helden der Revolution. Wir bestaunten den letzten Wachwechsel des Tages, eine schräge Vorstellung, die man schwer beschreiben kann (Klicke hier für ein Video).Letzter Punkt: der Platz der Revolution mit den üblichen Denkmälern der Helden.

 

 

 

Auf dem Weg zum Friedhof begegnete uns ein Laster, der mit Kartoffelsäcken beladen war, begleitet von einer Polizeieskorte. Annalis erklärte uns, dass jeder Kubaner einmal im Jahr 1,5 kg Kartoffeln vom Staat bekommt. Dies wird, ähnlich wie bei den Essensmarken im Krieg, über Berechtigungskarten geregelt, die von Hand abgehakt werden und die Laster werden schwer bewacht … wirklich schräg!

 

Nachdem Ingrid und Alfred in ihrem Hostel eingecheckt hatten, gingen wir zusammen Essen, eine kubanische Pizza, die mit der italienischen nicht wirklich mithalten kann und ließen uns in einem Minitaxi zur CASA DE LAS TRADICIONES bringen. Diesmal wurden wir in den inneren Kreis gebeten, wo wir uns gar nicht so wohl fühlten im Zentrum des Geschehens, inmitten der Musiker und mit unseren mageren Spanischkenntnissen (Klicke hier für ein Video). Wir hörten Geschichten über den täglichen Überlebenskampf in diesem nicht funktionierenden System, über Operationen und fehlende Medikamente. Wir verteilten ein paar Schmerzmittel, die wir mitgebracht hatten, aber die natürlich nur einen Tropfen auf den heißen Stein darstellten.

 

Wir wurden verabschiedet wie alte Freunde und mussten versprechen, irgendwann wiederzukommen. „Vaya con Dios!“ Geh mit Gott!

 

Unser Pochito-Taxi holte uns wieder zuverlässig ab, brachte Ingrid und Alfred in die Nähe des Hostels und uns in die Marina zurück. Pochito fragte nochmal eindringlich, ob wir irgendwelche Dinge an Bord hätten, egal was, die wir nicht mehr bräuchten. Wir forsteten nochmal durch, fanden ein paar LED-Stripes und, ich weiß auch nicht mehr was, und tauschten sie mit Pochito gegen 12 Eier.

 

Wir setzten unsere Rest-Pesos in Rum um, verschenkten noch ein paar Buntstifte und Hefte an die nette Frau im Office und checkten aus, weil das Wetter passte, um in die DomRep zu segeln.

Bis zu dem Zeitpunkt hatten wir noch nicht so viele braune Flecken kassiert, wohl wegen der Windrichtung. Wir dachten schon, es erwischt uns nicht, aber in der letzten Nacht war es dann doch soweit und alles, inklusive Dinghi, hatte die hässlichen braunen Flecken … Zeit zu gehen!

 

Wir motorten die kubanische Küste entlang nach Osten bei schwachem Wind, vorbei an Guantanamo. Wir sollten etwa 2 Tage und 2 Nächte brauchen bis zur DomRep. Vor Guantanamo gibt es eine Sperrzone im Abstand von 3 Seemeilen, in die man nicht eindringen sollte … taten wir auch nicht, aber trotzdem kam, als wir schon fast vorbei waren, ein Schnellboot und forderte uns per Funk auf, mehr Abstand zu halten, na gut … den Grenzschützern war wohl langweilig und sie waren dankbar für jede Abwechslung, und sei es nur Segler rumzuscheuchen.

 

 

Die erste Nacht war geprägt von vielen Begegnungen mit Kreuzfahrtschiffen, an Tag 2 ging es an Haiti vorbei, zwischen Festland und der Insel Tortola, hier wollten wir gerne bei Tageslicht unterwegs sein. Haiti ist ein gefährliches Pflaster, eines der ärmsten Länder überhaupt, wo eigentlich kein Segler Halt macht. Offensichtlich gab es in Haiti kein Müllkonzept, denn hier schwamm unfassbar viel Müll zwischen Festland und der vorgelagerten Insel. Die zweite Nacht war sehr holprig und wir waren froh morgens in der DomRep, in Luperon, anzukommen. Luperon ist eine große, sehr geschützte Ankerbucht an der Nordküste, in der viele Segler die Hurricanesaison verbringen und die bekannt ist für ihre aktive Community.

 

Wir hissten also die neue Gastlandflagge, Kuba runter – DomRep rauf, unser 26. Land auf der Reise. Wir mieteten eine Boje von Papo, der uns beim Festmachen half, bezahlten 25 Dollar für eine Woche an der Boje und fielen erstmal in die Koje für ein Nickerchen.

 

Mal sehen, was die DomRep so bringt! Wir sind gespannt, aber glauben, dass sie an Kuba nicht rankommt. Kuba war schon sehr beeindruckend für uns, daher auch der sehr lange Bericht! Danke für`s Durchhalten und ich hoffe, unsere Begeisterung für dieses Land und seine Menschen ist rübergekommen. Wir waren ja anfangs skeptisch, ob man dieses Land bereisen kann, aber auf die Einschränkungen kann man sich einstellen, es war halb so wild und die Freundlichkeit der Kubaner lässt den ein oder anderen Stromausfall vergessen. Kuba braucht dringend mehr Tourismus und es ist absolut eine Reise wert.

 

 

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