Noch etwas müde von der 4-tägigen Überfahrt von Curacao nach Panama, gab es vor der Insel El Porvenir erstmal ein leckeres Frühstück.
Und schon bekamen wir Besuch von Lionel, der ein wenig außer Atem mit seinem Einbaum (Ulu) am Heck von Jobber angepaddelt kam. Er ruhte sich im Cockpit aus, bekam ein Glas kaltes Wasser. Er erklärte uns, dass man in GunaYala unbedingt die entsprechenden Gastlandflaggen haben müsse, weil ansonsten gäbe es Ärger mit dem Congreso gäbe und man Strafe zahlen müsse. Wir hatten im „Panama Cruising Guide“ von Eric Bauhaus, dem Standardwerk, das hier jeder Segler an Bord hat, gelesen, dass der CONGRESO GENERAL das oberste Organ der Kunaindianer ist. Hier wird in einem großen Gebäude jedes Dorfes alles verhandelt, was die Gemeinschaft betrifft. Also gut, wir brauchten ja sowieso noch Gastlandflaggen, weil wir sie vorher nirgendwo bekommen hatten. Lionel hatte natürlich die beiden wichtigen Flaggen dabei und zog sie in einer Plastiktüte aus seiner nassen Badehose. Seine Frau hatte sie genäht, sie waren nicht ganz perfekt, wie wir später feststellten, aber das kann man wohl unter künstlerischer Freiheit verbuchen.
Wir zahlten 30 Dollar, ein Päckchen Kaffee und ein Bier, bekamen noch ein paar Kochbananen geschenkt und Lionel paddelte zufrieden in sein Dorf zurück. Wir hissten unsere neuen Flaggen, die eine zeigte zwei Arme mit Pfeil und Bogen und Sternen (die Lionels Frau wohl vergessen hatte) und die zweite Flagge zeigt, für uns Deutsche etwas problematisch, ein Hakenkreuz, das für die Kuna aber einen Octopus symbolisiert. Unser Hakenkreuz hat einen Haken zu viel, aber was solls.
Am gleichen Tag kamen noch ein paar Ulus vorbei, die Langusten und Königskrabben verkauften, aber soweit waren wir noch nicht. Wir blieben noch eine Nacht, um uns auszuruhen und segelten am nächsten Tag ein paar Inseln weiter nach Arritupo, wo wir nahe des Dorfes ankerten.
Ein kleiner Junge winkte sehr ausdauernd und bedeutete uns, rüberzukommen. Thomas machte direkt das Dinghi klar, Jutta war es etwas mulmig, weil wir nicht wussten, was auf uns zukommen würde und ob wir überhaupt willkommen sein würden. Die Angst war unbegründet, denn wir wurden sehr freundlich begrüßt und bekamen direkt eine Führung durchs Dorf von Aaron, in dessen zu Hause wir mit dem Dinghi angelandet waren. Wir erfuhren, dass auf der kleinen Insel etwa 500 Menschen leben, gefühlt mindestens die Hälfte Kinder, die uns umringten und neugierig mit durchs Dorf liefen. Es gab eine Schule, ein Minigeschäft, eine Bootsanlegestelle, ein großes Gebäude für Feste und den Congreso, das Versammlungsgebäude. Wir kauften ein paar Molas (textile Kunstwerke mit traditionellen Motiven, die von Hand hergestellt werden), Brot in der Dorfbäckerei und fühlten uns ein bisschen wie Urwaldforscher aus dem letzten Jahrhundert in der abgelegensten Gegend, die wir uns vorstellen konnten.
Wieder auf unserem Boot ließ der Gegenbesuch nicht lange auf sich warten. Eine Horde Kinder kam mit Einbäumen zu uns und schauten sich das Boot mit seinen vielen unbekannten Dingen sehr genau an. Wir verteilten Wasser und Süßigkeiten, ließen die Kinder durchs Fernglas gucken und in unser Elektroklo pinkeln … plötzlich musste jeder Pipi. Bei einbrechender Dunkelheit paddelten die kleinen Piraten wieder auf ihre Insel. Das war schonmal ein sehr aufregender Tag.
Der nächste Tag war auch von Besuchern geprägt. Morgens kam ein Fischer, den wir seinen Fang abkauften und am späten Vormittag kam Annais (13) mit ihrem Cousin (10) vorbei und brachten uns selbstgekochtes Essen, gebratenen Fisch mit Kochbananen. Wir hatten eigentlich keinen Hunger, aber aßen tapfer ein bisschen von dem angebotenen Mittagessen, bis nichts mehr ging und die beiden aßen dann den Rest.
Wenig später kamen weitere Besucher und kaperten unser Boot … Kinder von 1-14 Jahren, junge Frauen, Mütter, in Summe 15 Leute. Zeitweise war es etwas unübersichtlich, weil alle innen und außen rumwuselten und sich alles genau ansahen. Thomas zeigte geduldig den Inhalt des Navitisches und diverser Schränke. Alles wurde sehr interessiert von allen Seiten angeguckt. Jutta machte Mikrowellenpopcorn, was sich als absoluter Renner herausstellte.
So verging der Tag mit wechselnden Besuchern und abends kam noch Aaron vorbei, der uns anbot, mit dem Motorboot eines Freundes einen Ausflug in einen nahegelegenen Flusslauf zu unternehmen. Wir entschieden, nochmal wiederzukommen und den Ausflug mit Johanna und Stevo zu buchen. Wir tauschten Kontakte, denn Aaron hatte ein Smartphone, wie noch einige andere im Dorf. Für Thomas bot er noch an, mit ihm Langusten fischen zu gehen. Das geht so: Man taucht mit Brille und Schnorchel auf etwa 8m Tiefe, wo die Sicht annähernd null ist, stochert mit einem Holzstock unter Steinen rum und schnappt sich die Languste mit der Hand … das wollte Thomas jetzt nicht unbedingt.
Wir machten uns also am nächsten Morgen auf den Weg in Richtung Carti, wo wir zwei Tage später Johanna treffen sollten. Wir ankerten vor der Flussmündung des Rio Nicuesa, wo wir ganz allein waren. Wir sahen einige Ulus (Einbäume) aus dem Fluss kommen und wunderten uns immer wieder, wie große Entfernungen die Kuna mit ihren Minibooten, manchmal mit Bananenstauden und der ganzen Familie beladen zurücklegen, denn die umliegenden Inseln waren ganz schön weit weg. Manche Ulus haben eine Besegelung aus Stoffresten oder Plastikplanen und segeln damit erstaunlich gut, was bei Seegang ein großes Geschick erfordert … wir kämen sicher nicht sehr weit mit den Minibooten. Wir machten unser Dinghi klar und erkundeten den Fluss. Wir fühlten uns ein bisschen wie Urwaldforscher und hielten Ausschau nach Krokodilen und tropischen Vögeln … Vögel gab es viele, Krokodile sahen wir keine, was nicht heißen muss, dass keine da waren.
Am nächsten Tag ging es weiter nach Carti, einem Ort am Festland Panamas, zu dem eine der wenigen Straßen führte und der eigentlich nur aus ein paar Landungsstegen bestand. Wir ankerten unweit der Stege.
Johanna war inzwischen in Panama City angekommen, wo sie eine Übernachtung gebucht hatte, weil sie zu spät ankam, um noch nach Carti zu fahren. Wir hatten über WhatsApp organisiert, dass sie am nächsten Morgen sehr früh von Luis mit seinem SUV in der Unterkunft abgeholt wurde und durch den Dschungel in etwa 2,5 Stunden nach Carti gefahren wurde.
Wir holten sie um 8.00 Uhr an den Landungsstegen ab, was offiziell eigentlich verboten ist. Wir zerrten sie also, unter Protest einiger Einheimischer, in unser Dinghi und brausten davon zu unserem Boot, das um die Ecke ankerte. Endlich konnten wir sie in die Arme schließen und freuten uns riesig.
Johanna brachte Thomas Pass inkl. US-Visum mit, was uns jetzt endlich die Möglichkeit gibt, nach Puerto Rico zu reisen.
Die kleine Induktionskochplatte, die Johanna für uns im Gepäck hatte, hatte den Transport leider nicht überlebt und musste entsorgt werden. Wichtiger für uns waren, neben allerlei Ersatzteilen und Dingen, die es in der Karibik nicht zu kaufen gibt, die speziellen Rattenfallen, die wir zu Johanna bestellt hatten, denn unser blinder Passagier war ja immer noch an Bord.
Johanna machte ein Nickerchen im Cockpit und wir lichteten den Anker und fuhren zur nächsten Insel, Gunboat Island, eine Miniinsel mit zwei Bewohnern, einem Hund, ein paar Tagestouristen und ein paar Palmen. Wir erkundeten die Insel und machten ein paar traumhafte Fotos.
Wir bekamen Besuch von ein paar Kuna, die uns Langusten direkt aus ihrem Einbaum verkauften. Die Tiere zappelten noch ganz munter und wir ließen sie in einem großen Bottich schwimmen. Jetzt mussten wir erstmal googeln, wie man sie zubereitet. Wir gingen zunächst eine Runde Schnorcheln und als wir zurückkamen, waren die Langusten schon nicht mehr ganz so zappelig. Wir schnitten die langen Fühler mit der Flossenschere ab und ließen die Tiere kopfüber ins kochende Wasser gleiten, wo sie schnell ihre Farbe in ein leuchtendes Rot änderten. Die Beine und der Kopf gingen über Bord, übrig blieben die Langustenschwänze, die es abends mit Aioli und Baguette gab, sehr lecker.
Wir bekamen noch Besuch von einem Motorboot und es stellte sich heraus, dass es Venancio gehörte, der ein bisschen Englisch sprach und ein „Master Mola Maker“ war. Er hatte eine Riesenauswahl an Molas bei sich, die er uns geduldig zeigte. Johanna kaufte ein paar besonders schöne Stücke, die deutlich teurer waren, als die aus Arritupo, aber der Unterschied in der Qualität der Ausführung war deutlich zu erkennen. Wir lobten seine Kunstfertigkeit und er gab uns noch ein paar Visitenkarten, bevor er davonfuhr.
Als nächstes räumten wir einen tiefliegenden Stauraum unter den Bodenbrettern im Vorschiff aus, wo wir Rattenkot gefunden hatten, reinigten alles und stellten die neue Falle auf. Bestandteil der Falle war ein pastöser Köder, den die Ratte fressen sollte und dann langsam zum Auslöser vordringen, der mit einer starken Feder die Falle auslöste, … soweit die Theorie.
Nach der ersten Nacht … nix. Wir blieben noch eine zweite Nacht am Ankerplatz und am darauffolgenden Morgen die erlösende Nachricht: die Falle hatte zugeschlagen und die Ratte war drin! Endlich nach fast 2,5 Wochen! Thomas zog sich Handschuhe an, holte die Falle aus den Tiefen des Schiffes und was folgte, waren Fotos, große Erleichterung und eine Seebestattung.
Diese Erfahrung brauchen wir nicht noch einmal, wie sollten noch Wochen später angefressenen Dinge finden in Stauräumen, in die sie eigentlich keine Chance hatte hineinzukommen. Wir ließen die Fallen noch ein paar Tage stehen, nur zur Sicherheit. Wir hatten am Tag der toten Ratte noch Kot im Salon gefunden und waren nicht sicher, ob das einen Tag vorher auch schon da war … vielleicht gab es noch einen weiteren Passagier?
Unser nächstes Ziel waren die Lemmon Cays ein bisschen weiter nördlich. Das Wetter war sehr regnerisch und trübe, was es schwierig machte zu navigieren. Normalerweise erkennt man Wassertiefen und Riffe an der Farbe des Meeres, was allerdings nur bei Sonnenschein funktioniert, den wir aber nicht hatten. Zu allem Überfluss stieg auch noch unser Tiefenmesser aus, also hieß es, extrem vorsichtig zu sein. Alles ging gut, wir ankerten zwischen ein paar Untiefen in sicherem Abstand und aktivierten den Ankeralarm, der sich mit einem nervtötenden Ton melden würde, wenn wir einen festgelegten Umkreis um den Anker verlassen würden. Leider meldete sich der Alarm auch ein paarmal nachts, obwohl der Anker hielt … da standen wir dann senkrecht im Bett, um festzustellen, dass alles o.k. ist … besser einmal zu oft, als auf dem nächsten Riff zu sitzen.
Später erfuhren wir von einem Griechen, der schon sehr lange in San Blas segelt, dass, wenn man mit seinem Boot auf ein Riff aufläuft und es nicht schafft, es innerhalb einer Woche von dem Riff ziehen zu lassen, es als Teil des Riffes gilt und den Kuna gehört … auch keine schöne Vorstellung.
Wir erkundeten eine kleine Insel mit dem Dinghi und mussten feststellen, dass hier unglaublich viel Müll angeschwemmt worden war. Es lagen alte Außenbordmotoren zwischen verlassenen, halb verfallenen Gebäuden rum … Plastikflaschen überall. Offensichtlich gibt es kein Müll- geschweige denn ein Recyclingkonzept. Wir haben gesehen, wie an vielen Stellen Müllsäcke abgeladen werden, Benzin über die Säcke geschüttet und alles angezündet wird. Das tat schon weh zu sehen und für die Kunakinder auf unserem Boot war es völlig selbstverständlich, Plastiktüten über Bord zu werfen. Wir sahen sie völlig entsetzt an und versuchten Ihnen klarzumachen, dass das nicht o.k. war … wahrscheinlich dachten sie „komische Ausländer, was haben die für ein Problem?“
Auf den Lemmon Cays überfielen uns sogenannte „No-See-Ums“, das sind fiese kleine Viecher, die man nicht sehen kann, weil sie so klein sind (daher der Name) und die beißen, nicht stechen. Johanna und Jutta waren völlig zerstochen für einige Tage und wir ergriffen die Flucht.
Es war Heiligabend und so langsam mussten wir uns auf den Weg nach Colon machen, weil Stevo, Johannas Freund am 26. 12. in Panama City landen würde, um noch knappe 3 Wochen mit uns zusammen zu verbringen. Mit wildem Geschaukel und Gegenstrom machten wir Station in Linton Bay, vorbei an ein paar interessanten Floating Houses, schmückten Jobber noch ein bisschen mit den wenigen Mitteln, die uns zur Verfügung standen und feierten zu dritt Heiligabend, als schönstes und einziges Geschenk die Tatsache, dass wir zusammen sein konnten.
Am 25. 12. kamen wir in der ShelterBay Marina an, vorbei an ziemlich großen Schiffen, die auf die Passage durch den Panamakanal warteten. Wir bekamen einen Liegeplatz gegenüber der Searenity aus der Schweiz, die wir schon aus Curacao kannten, … immer wieder schön, auf liebe Bekannte zu treffen. Wir gönnten uns ein Abendessen im hafeneigenen Restaurant nach so langer Zeit im Off und gingen früh ins Bett, da es wieder einmal tropisch schüttete.
Am zweiten Weihnachtstag nahmen wir morgens den Bus von der Marina in die Stadt nach Colon, der zweimal täglich hin und zurück fährt. Wir mieteten ein Auto für die nächsten 3 Tage in Colon und holten Stevo am verabredeten Treffpunkt ab. Er war mit dem Taxi und dem Bus aus Panama City gekommen und nach dem langen Flug noch erstaunlich fit. Nun waren wir komplett, freuten uns, dass alles geklappt hatte, wir zusammen waren und gingen erstmal frühstücken. Da der Wetterbericht für den nächsten Tag nicht so vielversprechend aussah, beschlossen wir kurzerhand, uns noch die Schleusen auf der Atlantikseite anzusehen. Wir fuhren über die beeindruckende PUENTE ATLANTICO zum Visitorcenter mit einem tollen Blick auf die Schleusenkammern der neuen Schleusenbecken von 2016, Agua Clara, für die ganz großen Schiffe der Panamax-Klasse (Gesamtlänge 366 m, Breite 51,25 m, Tiefgang 15,2 m). Diese Schiffe können max. 20 Containerreihen aufnehmen, also 14 000 Zwanzig-Fuß-Container. Wir konnten beobachten, wie so ein Gigant vom Gatúnsee durch die drei Kammern auf Atlantikniveau runtergeschleust wurde … sehr beeindruckend!
Die nächsten 2 Tage verbrachten wir mit Einkaufen und Essen gehen in Colon, denn in Guna Yala würde es für die nächsten 2 Wochen nur sehr begrenzte Möglichkeiten geben.
Colon ist ein ziemlicher Moloch mit schrecklichen Straßen und permanenten Staus, also fast wie zu Hause. Auf den zweiten Blick sahen wir, dass ein komplett verfallenes und verschimmeltes Industriegebäude wohl als Gefängnis genutzt wurde … aus den fensterlosen Löchern der Ruine winkten die Insassen. Man möchte wirklich nicht wissen, wie diese Zellen von innen aussehen.
Vor der Abgabe des Mietautos besuchten wir noch Amalias Gemüsestand, der 3 Mal pro Woche zur Marina kommt, das Castillo de San Lorenzo, eine Verteidigungsanlage aus Piratenzeiten und das Fort Sherman, eine verlassene Wohnanlage der amerikanischen Streitkräfte, in der eine landestypische Nasenbärart, die Coatis, leben.
Am nächsten Tag verließen wir Colon, um über Linton Bay, nach GunaYala zu segeln. Unterwegs sahen wir eine Gruppe Delfine, zum ersten Mal für Johanna, die völlig begeistert war.
Erster Anlaufpunkt war eine Inselgruppe namens Chichime (Klicke hier für ein Video). Hier verbrachten wir Silvester in einer winzigen Bar mir ein paar Seglern und Kuna und mit einem Exitspiel, das uns die Zeit bis Mitternacht auf spannende Art verkürzte. Den letzten Jahreswechsel hatten wir auch zu viert in Carriacou verbracht, das nun leider komplett zerstört wurde in der letzten Hurricane-saison.
Nach Starkregen und heftigen Sturmböen verließen wir Chichime in Richtung Esnasdup, wo wir, zusammen mit einem Katamaran in einer Art Pool ein geschütztes Plätzchen fanden. Leider fanden ein paar Hundert harmlose Quallen den „Pool“ auch sehr angenehm, so dass die Schnorcheltour sehr schnell beendet war. Irgendwie hatten wir kein Glück mit dem Wetter … die Regenzeit sollte eigentlich längst zu Ende sein in Panama, aber in diesem Jahr war alles anders.
Johanna bekam überraschend über eine Freundin ein interessantes Angebot für eine Wohnung in Stuttgart. Sie suchte schon etwas länger nach einer ersten eigenen Wohnung nach vielen Jahren in einem kleinen WG-Zimmer. So schrieb sie eine Bewerbung und schickte sie um die halbe Welt … schon toll, was mit Starlink möglich ist, auch wenn wir lieber mit jedem anderen auf der Welt als Elon Musk einen Vertrag abgeschlossen hätten.
Wir verbrachten noch ein paar Tage in den Coco Bandero Cays, wo wieder etwas mehr los war, wir gingen Schnorcheln, schauten uns die Miniinseln an und freuten uns, wenn mal die Sonne schien (Klicke hier für ein Video).
Nach 2 Nächten bei Gunboat Island, wo wir am Anfang schon einmal waren, ging es wieder zurück nach Arritupo, wo wir einen Termin mit Aaron vereinbart hatten.
Wir fuhren mit dem Dinghi zu viert ins Dorf und wurden begrüßt, wie alte Freunde. Eine sehr kleine, alte Dame breitete die Arme aus, umarmte Jutta und strahlte über das ganze Gesicht … ein sehr berührender Moment.
Wir brachten Reis, Öl und eine große Plane, die wir nicht mehr brauchten, mit zu Aarons Familie und wünschten allen „Feliz Nuevo Ano“, ein gutes neues Jahr. Wir bekamen wieder einen Rundgang durchs Dorf mit vielen Kindern und Gelächter. Johanna wurde etwas zurückhaltend beäugt, wohl weil sie so helle Haare hatte und somit besonders exotisch wirkte (Klicke hier für ein Video).
Wir kauften ein paar Fladen in der Bäckerei für den nächsten Tag und Johanna und Stevo waren vom ersten Eindruck ziemlich „geflasht“. Aaron kam noch vorbei auf ein Bier, um den Ausflug am nächsten Tag zu besprechen. Wir würden um 8.00 Uhr abgeholt und dann sollte es zum Fluss Cangandi gehen. 150 Dollar erschien uns spontan ein bisschen viel, aber 4 Personen, 3 Kuna, ein Motorboot und einen halben Tag Abenteuer war es uns wert.
7.30 klopfte es am Boot, wir packten unsere Sachen (Sonnenschutz, Wasser, Verpflegung) und los ging die wilde Fahrt bis zur Flussmündung des Cangandi, die mit Treibholz und Sandbänken versperrt war. Im Slalom schafften wir es in den Fluss … rechts und links tiefster Dschungel, tropische Vögel, Tukane, Bananenplantagen und ein paar Ulus.
Der Fluss hatte eine Menge Strömung und einige Flachstellen, die der Mann am Außenborder geschickt umschiffte, in dem er immer wieder den Motor etwas mehr oder weniger hochnahm und wenn es ganz flach wurde, musste vorn gestakt werden. Einmal war es so flach, dass wir spontan aussteigen mussten. Es war dann doch tiefer als gedacht und mit der Strömung war Jutta mal kurz weg und nass. Wir kamen noch an einem Friedhof der Kuna, der Plantage des Dorfes vorbei und sahen zwei Krokodile. Nach etwa zwei Stunden Flussfahrt erreichten wir das Dorf Mandiyala, mitten im Dschungel (Klicke hier für ein Video).
Aaron brachte uns zum Versammlungsgebäude, dem Congreso, wo wir die Chiefs des Dorfes in der Hängematte liegend und mit Hut auf dem Kopf antrafen. Es wurde kurz erklärt, wer wir sind usw. und für 5 Dollar pro Person durften wir das Dorf besuchen … Muchas Gracias! In Mandiyala leben etwa 400 Personen mit sehr viel mehr Platz und Natur drumherum als auf der kleinen Insel Arritupo. Aaron hatte Verwandte im Dorf, die wir besuchten … er tauschte Fische gegen scharfe Pepperoni, die dort neben Bananen, Ananas, Papaya und Maniok wuchsen. Es gab eine Schule, einen Fußballplatz und seeehr viel Platz. Johanna und Jutta kauften jede eine Halskette aus Perlen von den Kuna.
Der Rückweg erfolgte in einem anderen Boot mit Aaron, einem Kuna vom Hinweg und einem neuen Mitfahrer. Der Fluss hatte inzwischen einen höheren Wasserstand und mit der Strömung ging alles viel leichter und schneller. Wir sahen zwei riesige Krokodile, 2,5 – 3,0 m lang am Ufer liegen, die sich unfassbar schnell bewegten und ins Wasser sprangen, als sie uns sahen … wirklich beängstigend! Danach hielten wir uns lieber nicht mehr am Bootsrand fest.
Tief beeindruckt und etwas platt wurden wir an unserem Boot wieder abgesetzt und fuhren später noch einmal ins Dorf. Johanna und Stevo hatten einige Dinge zusammengesucht, an denen sie nicht hingen und die sie verschenken wollten … Kleidung, Haarspangen, von uns ein Schlauch, Zigaretten aus Gibraltar und eine große Tüte Popcorn.
Im Dorf wurde ein Fest vorbereitet für den nächsten Tag, wo alle zusammen essen würden, jeder steuerte etwas bei und man freute sich über unsere Mitbringsel. Wir kauften ein paar Fische zum Abendessen, die Stevo ausnahm und sehr lecker zubereitete.
Später bekamen wir noch Besuch an Bord, ein paar Jungs und Mädchen mit denen Stevo sich beschäftigte und Johanna Armbänder mit mitgebrachten Perlen bastelte. Sie verschenkte Verschlüsse und Perlen und machte die Erfahrung, dass Mädels auf der ganzen Welt, unabhängig von Kultur und Sprache, irgendwie gleich ticken. Johanna bekam ein Armband geschenkt, das in der Zeit entstanden war und im Dunkeln paddelten die Kids unter Gekicher und „God bless you“ in ihrem Einbäumen ins Dorf … ein wirklich spannender Tag!
Am nächsten Vormittag segelten wir die 4 Seemeilen nach Carti, mit dem Versprechen, irgendwann wiederzukommen. Wir hatten mit Luis den Rücktransport für den nächsten Tag nach Panama City organisiert, die Kids mussten Packen und der letzte Abend brach an. Am nächsten Morgen wurden sie mit dem Boot (kurz und schmerzlos) abgeholt, zu den Landungsstegen gebracht und von Luis in Empfang genommen. Der Plan war, noch zwei Nächte in Panama City zu verbringen und die Stadt anzugucken, bevor der Rückflug anstand. Johanna hatte mit ihrem event. neuen Vermieter einen Termin ausgemacht am Tag des Rückfluges. Wir drückten die Daumen, machten uns auf den Rückweg nach Colon zur ShelterBay Marina und vermissten Johanna schon sehr bald.
Dies ist ein ganz schön langer Bericht geworden mit sehr vielen Fotos, aber es ist eben auch sooo viel passiert! Die San Blas Inseln haben uns sehr beeindruckt, in manchen Bereichen war es nicht so einsam, wie wir erwartet hatten und das Wetter war, aufgrund des Klimawandels, leider auch nicht so, wie wir erwartet hatten. Öfter haben wir uns gefragt, wie lange dieses kleine Paradies und seine freundlichen Menschen ihre Einzigartigkeit noch aufrechterhalten können. Ein paar Dinge, wie ein funktionierendes Müllkonzept wären aus unserer Sicht wichtig, aber das ist wohl wiedermal unsere europäische Sichtweise … ohne Tourismus und Plastikverpackungen gäbe es dieses Problem nicht.

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Rita - Mama von Stephan (Stevo) �� (Samstag, 22 Februar 2025 01:44)
Toller Bericht - wunderschöne Einblicke - Danke euch für‘s Teilen - mein absolutes Lieblingsfoto ist die kleine Maus im pinkfarbenen Auto mit Strickmütze ���
Gernot (Samstag, 22 Februar 2025 22:07)
Unfassbar, wie unterschiedlich doch die Kulturen und Zivilisationen auf unserer Erde sind.
Und Chapeau, wie mutig und aufgeschlossen ihr in diese völlig andere Welten einsteigt und zurecht kommt.
Ulli (Sonntag, 23 Februar 2025 08:54)
Liebe Jutta, lieber Thomas,
sehr schön, dass euer Blog wieder aktiv ist! Vielen Dank für die tollen Einblicke in euren Törn! Zwischenzeitlich sind Sonja und ich über euren WhatsApp Account immer wieder „mitgesegelt ⛵️.
Ergänzend zu Rita: Mein Lieblingsbild ist die tote Ratte, ganz ganz dicht gefolgt von Hummerbildern �.
Euch immer eine handbreit Wasser unterm Kiel und noch ganz viele schöne Erlebnisse und Begegnungen !!