Ende der Hurricane-Saison – Auf nach Panama

 

Zurück in Curacao fuhren wir erstmal am Dienstagmorgen mit gemischten Gefühlen zur Werft, um zu sehen, wie weit die Arbeiten an Jobber waren. Die ganze Palette zwischen „alles oder nix“ war immerhin möglich. Wir waren positiv überrascht, dass unser zu Hause schon fast fertig war. Der ursprüngliche Plan war, am Mittwoch wieder zurück ins Wasser zu gehen und nun sollte es Donnerstag werden, weil es regnete, was für die letzten Anstriche schlecht war und Jobbers Ruder war noch nicht wieder montiert … einen Tag später, damit konnten wir leben. Es kam dann noch ein Tag obendrauf, weil der Traktor, der den Trailer bewegen sollte, nicht einsatzfähig war … irgendein Schlauch war geplatzt.

 

 

 

Wir nutzten die Zeit mit Mietauto und schauten uns die „Cathedral of Thorns“ an, ein Objekt des Künstlers Herman van Bergen, aus Dornengestrüpp gebaut, das die Gemeinsamkeiten verschiedener Religionen symbolisieren soll.

 

 

 

Freitags klappte es dann mit dem Einwassern und wir zogen um auf einen Liegeplatz am einzigen Steg der Curacao Marine Zone, gleich gegenüber von Peter und Ingrid mit ihrer Oceandeva, die wir schon vom Ijsselmeer kannten.

 

 

Nach den letzten Erledigungen mit dem Auto, gaben wir es am Samstag wieder ab und weil die Autovermieterin Nuelia, so viele interessierte Fragen stellte über unser Bootsleben, das sie sich nicht so richtig vorstellen konnte, lud Thomas sie und ihre Tochter kurzerhand auf eine kleine Besichtigungstour ein. Nuelia fand das Ganze sehr exotisch.

 

 

 

Die kommenden Tage verbrachten wir damit, Jobber wieder segelfertig zu machen. Ein großer Riggcheck mit Süßwasserspülung stand an, hier kontrolliert man sämtliche Stahlseile, Installationen am Mast, Spannelemente und Beschläge, die Segel samt Lazybag (Tasche, in die das Großsegel fällt) mussten wieder angeschlagen werden. Eine Menge Putzarbeiten und Entrosten der Edelstahlbeschläge stand auf dem Programm, genauso wie die Reparatur der GPS-Antenne auf dem Deckshaus, was leider nach unzähligen Anläufen des Skippers, nicht funktionierte. Da die Antenne schon länger zickte, hatten wir Ersatz besorgt, aber so ganz wollte sie Thomas noch nicht aufgeben und bestellte noch Kabel und Stecker zu Johanna, die uns ja bald besuchen würde. Die Abende verbrachten wir in netter Gesellschaft mit der Oceandeva und gegenseitigen Einladungen zum Essen.

 

 

 

An dem Steg der Werft herrschte reges Kommen und Gehen. Die Oceandeva verließ Curacao … die Alani kam, eine holländische Contest, der wir schon auf Guadeloupe begegnet waren, also hatten wir wieder eine nette Nachbarschaft.

 

Curacao wurde unterdessen immer weihnachtlicher, was bei den Temperaturen von über 30 Grad schon etwas seltsam war.

 

 

Wir verbrachten viel Zeit am Rechner, buchten die Marina in Panama, um die Kids (Johanna und Stevo) abzuholen, waren in Kontakt mit der Botschaft in Frankfurt, um sicherzustellen, dass Thomas neuer Pass mit US-Visum rechtzeitig bei Johanna eintrifft und versuchten in zig Anläufen, die neue, aus Deutschland mitgebrachte Starlink-Mini ans Laufen zu bringen. Der Prozess bestand aus einem endlosen Emailverkehr mit Saturn, wo wir die Dish als Vorführmodell in Deutschland gekauft hatten, die aber nicht geblickt hatten, dass das Ding noch auf jemand anderes registriert war. Als sie das Problem endlich verstanden hatten, teilten sie uns mit, dass sie uns auch nicht helfen konnten … wir sollten am besten in einer Filiale in Bielefeld vorbeikommen … Danke fürs Gespräch!

 

 

Starlink hatte das Problem dann mit der Unfähigkeitsbestätigung von Saturn innerhalb eines Tages gelöst und die Dish lief einwandfrei … Halleluja!

 

 

 

Ein Problem gelöst … das Nächste schon im Anmarsch! Thomas entdeckte ein paar Tage vor unserer geplanten Abreise nachts eine angebissene Tomate in der Küche. Nach der Info, nachts um 3.00 Uhr, war die Nacht für Jutta rum.

 

Nach umfangreichen Recherchen über den Unterschied von Mäuse- und Rattenkot und was man tun kann, wenn man ungebetene Gäste an Bord hat, hielt uns auf Trab. Wir durchforsteten alle Lebensmittel, fanden angefressene Pet-Flaschen, Tetra-Packs, Ölflaschen aus Kunststoff, Süßigkeiten Packungen und, der absolute Hammer, ein superstabiler Kunststoffbehälter, in dem wir Mehl aufbewahren, hatte ein großes Loch. Mit viel Aufwand verstauten wir alles, was in Kunststoffverpackungen war, in stabilen, verschließbaren Boxen, die wir aus Deutschland mitgebracht hatten.

 

 

Nuelia, deren Auto wir für die letzten Tage in Curacao wieder gemietet hatten, schenkte uns eine Klebefalle aus dem Chinaladen und meinte, das sei eine totsichere Sache. Man legt einen Köder in die Mitte der faltbaren Falle, das Tier klebt fest … Bingo! Wir kauften noch klassische Schlagfallen für Mäuse, noch ein paar Klebefallen und Giftköder, die wir aber eigentlich lieber nicht einsetzen wollten. Die Vorstellung, dass ein Tier in den Tiefen unseres Schiffes irgendwo verendet, ist auch nicht so toll. Jeden Tag taten sich neue Baustellen auf und das konnten wir so kurz vor der Abreise so gar nicht gebrauchen. Der blinde Passagier ging weder in die Klebefallen, fraß die Köder aus den Schlagfallen und rührte die Giftköder nicht an. Es war wirklich frustrierend und wir hatten immer mehr die Befürchtung, dass wir zu dritt nach Panama segeln würden.

 

 

Johanna hatte inzwischen Flüge gebucht und würde am 17. 12. in Panama City ankommen. Stevo, Ihr Freund sollte am 26. 12. nachkommen. Thomas neuer Pass inkl. neuem Visum war inzwischen tatsächlich bei unserer Freundin Andrea in Darmsheim angekommen und war somit so gut wie bei Johanna, eine wirklich gute Nachricht!

 

 

Wir bestellten, auf den Rat von Freunden und Mitseglern hin, noch zwei spezielle Rattenfallen, die Johanna mitbringen würde.

 

 

 

Als Funktionstest vor der Abreise warfen wir den Generator an und … nichts, niente, nada … Mist! Thomas rüttelte an den bekannten Stellen, Relais und Kabeln … immer noch nichts! Also hatten wir noch eine weitere Baustelle. Am selben Tag kam Manuel von der Werft, zerlegte den Generator, nahm Teile mit in die Werkstatt, um sie zu reinigen (ein Ventil schloss nicht mehr richtig durch Ablagerungen) und brachte die Teile am nächsten Tag wieder mit, um alles wieder zusammenzubauen. Großartiger Service, 600 € und der Generator lief wieder.

 

 

 

Vor der Abreise schauten wir uns noch die Weihnachtsdekoration in Willemstad an … dezent ist anders! … und verabschiedeten uns von Norwin, dem super netten Fahrer, der uns viele Male zum Supermarkt gebracht hatte.

 

 

Der Tag der Abreise rückte näher und unser „Mitbewohner“ war immer noch an Bord. Wir hatten inständig gehofft, nicht zu dritt starten zu müssen, aber die Hoffnung erfüllte sich leider nicht. Das Gefühl, während der Nachtwachen womöglich auf das Tier zu stoßen, ein Alptraum, aber das Wetterfenster passte, Johannas Flug war gebucht, wir mussten also los. Mit den Nerven so ein bisschen zu Fuß funkten wir die Queen Emma Bridge an, die uns passieren ließ und so waren wir nach 6 Monaten wieder unterwegs Richtung Panama.

 

 

 

Das vor uns liegende Seegebiet galt als eines der schwierigeren, da es hier oft hohe Wellen, sehr viel oder gar keinen Wind, Gewitter und, in Flussmündungen, eine Menge Treibholz gibt. Die Landnase in Kolumbien gilt als Kap Horn der Karibik. Wir hielten uns relativ weit vom Land entfernt, da wir ja nicht nach Kolumbien wollten, wie die meisten Segler, sondern nach Panama.

 

 

Alles in allem waren wir 4 Tage und 4 Nächte unterwegs, hatten super Wind und Jobber, mit ihrem neuen Unterwasseranstrich, rannte durchgehend mit 7-8 kn. Jutta war ein bisschen seekrank, da der Trip von heftigem Geschaukel begleitet war. Ein fliegender Fisch schaffte es sogar während der Nacht durchs Cockpit bis in den Salon und auf die Sitzbank, eine nette Überraschung vorm Frühstück. Unser „Mitbewohner“ war wahrscheinlich auch seekrank, denn er tauchte die ganze Überfahrt nicht auf. Wir mussten am Ende einen Gang runterschalten und die Segel bis auf Handtuchgröße verkleinern, um nicht im Dunkeln in Guna Yala anzukommen, wo es viele Untiefen und Riffe gibt.

 

 

 

Wir kamen in El Porvenir an, einer Miniinsel mit Landebahn, wo es die Möglichkeit gab, einzuklarieren und ein Cruisingpermit für Guna Yala zu bekommen. Guna Yala besteht aus 365 kleinen Inseln, von denen ein kleiner Teil von einem indigenen Volk, den Kuna, bewohnt und selbstverwaltet wird. Sie haben ihre Kultur bewahrt und leben auf eine Art, die für uns schon sehr exotisch ist.

 

 

Johanna sollte ursprünglich am 17. Dezember in Panama City landen. Hier gab es eine Planänderung „Houston wir haben ein Problem!“ und sie sollte 2 Tage später ankommen. Das waren noch ein paar Tage hin und wir konnten uns in der Zeit schonmal einen ersten Eindruck von dieser so anderen Welt verschaffen.

 

 

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